Leseproben III

... Wir begrüßten uns, und sie begann sofort davon zu erzählen, was ihr Arzt wieder bei ihr festgestellt hatte. Einmal erzählte sie dann tatsächlich, daß sie eine Hausstaubmilbenallergie habe und jetzt nur noch besondere Bettwäsche benutze und sonstige Vorsichtsmaßnahmen in ihrer Wohnung treffen müsse. Ich hätte schreien können, denn das war die allergrößte Lachnummer, die ich jemals gehört hatte. Sie, die jahrelang im tiefsten Dreck gehaust, sich nie richtig gewaschen und sich noch nie mit dem Wort Sauberkeit richtig auseinandergesetzt hatte, die gleiche Frau hatte jetzt eine Hausstaubmilbenallergie. Ich war wirklich fassungslos, mit welcher Bravour sie uns davon erzählte....

... An diesem Abend sagte Tante Hilde zu mir: Vera, mit der Anni ist was passiert! Ich hörte schon am Tonfall, daß es etwas Ernstes sein mußte. Zunächst glaubte ich jedoch, sie sei wieder einmal gefallen und habe sich möglicherweise dadurch, ebenfalls nicht zum ersten Mal, ein Loch in den Kopf geschlagen. Das passierte ihr in der letzten Zeit nämlich häufig, ohne daß ein Arzt den wahren Grund finden konnte. Diesmal jedoch war sie am Tag zuvor zu Hause vornüber auf ihren Glastisch gefallen, und als sie wieder das Bewußtsein erlangte, war sie nicht mehr in der Lage, ihre Arme und Beine zu bewegen...

... Als wir wieder zu Anni gingen, hörten wir, daß er auch ihr gesagt hatte, sie sei querschnittsgelähmt.